Die Schwangerschaft ist eine Zeit voller Vorfreude, Spannung und oft auch vieler Fragen. Besonders für werdende Eltern ist es leicht, sich von der Flut an Ratschlägen, Meinungen und alten Weisheiten überwältigen zu lassen. Ob von Familie, Freunden oder aus dem Internet – schnell verfängt man sich in den zahlreichen Mythen rund um die Schwangerschaft. Während manche Mythen harmlos sind, können andere unnötigen Stress verursachen oder sogar gesundheitliche Entscheidungen beeinflussen. Es ist wichtig, Fakten von Fiktion zu unterscheiden. Deshalb räumen wir hier mit einigen der häufigsten Schwangerschaftsmythen auf und stellen ihnen wissenschaftlich belegte Fakten gegenüber.
Mythos #1: „Du isst für zwei“
Der Mythos: Einer der am weitesten verbreiteten Mythen ist, dass Schwangere doppelt so viel essen sollten, weil sie „für zwei essen“.
Die Fakten: Auch wenn Sie ein weiteres Leben nähren, müssen Sie Ihre Kalorienzufuhr nicht verdoppeln. Im ersten Trimester steigt der Kalorienbedarf kaum an. Im zweiten Trimester benötigen Sie etwa 300 zusätzliche Kalorien pro Tag, im dritten Trimester etwa 450 Kalorien mehr. Entscheidend ist jedoch die Qualität der Nahrung – nährstoffreiche Mahlzeiten, die Vitamine, Mineralstoffe und gesunde Fette für Sie und Ihr Baby liefern. Übermäßige Gewichtszunahme durch zu viel Essen kann zu Komplikationen wie Schwangerschaftsdiabetes führen.
Fazit: Es geht nicht darum, für zwei zu essen, sondern gesund zu essen und sicherzustellen, dass Sie und Ihr Baby die richtigen Nährstoffe erhalten.
Mythos #2: „Wer hoch trägt, bekommt ein Mädchen“
Der Mythos: Viele glauben, dass die Art, wie der Bauch getragen wird – hoch oder tief – das Geschlecht des Babys vorhersagen kann. Hoch tragen soll für ein Mädchen stehen, tief für einen Jungen.
Die Fakten: Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass die Trageweise des Bauches mit dem Geschlecht des Babys zusammenhängt. Wie Sie tragen, hängt vor allem von Faktoren wie Ihrem Körpertyp, der Lage des Babys und der Stärke Ihrer Bauchmuskulatur ab. Frauen mit starker Rumpfmuskulatur tragen oft tiefer, während bei schwächeren Muskeln der Bauch höher sitzt – unabhängig davon, ob ein Junge oder ein Mädchen erwartet wird.
Fazit: Die Trageweise des Bauches sagt nichts über das Geschlecht des Babys aus – es ist einfach eine natürliche Variation, wie sich Ihr Körper während der Schwangerschaft verändert.
Mythos #3: „Schwangere sollten keinen Sport treiben“
Der Mythos: Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass Schwangere jegliche körperliche Aktivität vermeiden sollten, um sich und das Baby zu schützen.
Die Fakten: In den meisten Fällen ist regelmäßige Bewegung während der Schwangerschaft nicht nur sicher, sondern sogar sehr vorteilhaft. Sie kann typische Beschwerden wie Rückenschmerzen lindern, die Stimmung verbessern, das Energieniveau steigern und eine gesunde Gewichtszunahme unterstützen. Natürlich sollten Art und Intensität der Bewegung an die individuelle Gesundheit und das Stadium der Schwangerschaft angepasst werden. Sprechen Sie vor Beginn eines neuen Trainingsprogramms immer mit Ihrem Arzt. Besonders geeignet sind gelenkschonende Aktivitäten wie Spazierengehen, Schwimmen oder pränatales Yoga.
Fazit: Bewegung ist in der Schwangerschaft in der Regel sicher und förderlich – solange sie maßvoll erfolgt und mit ärztlicher Zustimmung.
Mythos #4: „Morgenübelkeit bedeutet, es wird ein Junge“
Der Mythos: Es heißt, dass starke Morgenübelkeit auf einen Jungen hindeutet, während wenig Übelkeit für ein Mädchen spricht.
Die Fakten: Für diesen Mythos gibt es keine wissenschaftliche Grundlage. Morgenübelkeit (die übrigens zu jeder Tageszeit auftreten kann) wird durch hormonelle Veränderungen, insbesondere den raschen Anstieg des Schwangerschaftshormons hCG, verursacht. Die Ausprägung der Übelkeit ist von Frau zu Frau und sogar von Schwangerschaft zu Schwangerschaft unterschiedlich. Studien zeigen zwar, dass Frauen mit Jungen tendenziell höhere hCG-Werte haben, aber das bedeutet nicht, dass wenig Übelkeit auf ein Mädchen hindeutet. Es ist eine ganz individuelle Erfahrung.
Fazit: Die Stärke der Morgenübelkeit lässt keine Rückschlüsse auf das Geschlecht des Babys zu und kann unabhängig davon variieren.
Mythos #5: „Schwangere sollten komplett auf Koffein verzichten“
Der Mythos: Viele glauben, dass jeglicher Koffeinkonsum in der Schwangerschaft gefährlich ist und zu Fehlgeburten oder Entwicklungsstörungen führen kann.
Die Fakten: Zwar sollte übermäßiger Koffeinkonsum in der Schwangerschaft vermieden werden, doch gilt ein moderater Konsum als unbedenklich. Die meisten Experten empfehlen, nicht mehr als 200 Milligramm Koffein pro Tag zu sich zu nehmen (etwa eine 300-ml-Tasse Kaffee). Zu viel Koffein kann das Risiko für Fehlgeburten, Frühgeburten oder ein geringes Geburtsgewicht erhöhen, aber in Maßen besteht kaum Gefahr. Bedenken Sie, dass Koffein auch in Tee, Schokolade und einigen Limonaden enthalten ist – achten Sie daher auf die gesamte Tagesmenge.
Fazit: Maßhalten ist beim Koffein entscheidend. Eine kleine Tasse Kaffee oder Tee ist in der Schwangerschaft meist unproblematisch – übertreiben Sie es nur nicht.
Mythos #6: „Sodbrennen bedeutet, das Baby hat viele Haare“
Der Mythos: Ein altes Ammenmärchen besagt, dass starkes Sodbrennen während der Schwangerschaft darauf hindeutet, dass das Baby viele Haare haben wird.
Die Fakten: Sodbrennen ist während der Schwangerschaft zwar häufig, da hormonelle Veränderungen und die wachsende Gebärmutter auf den Magen drücken, aber es gibt keinen wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen Sodbrennen und der Haarmenge des Babys. Sodbrennen entsteht, wenn Magensäure in die Speiseröhre aufsteigt – meist durch hormonell bedingte Entspannung des Schließmuskels oder den Druck des Babys.
Fazit: Sodbrennen ist kein Hinweis auf die Haarpracht Ihres Babys, sondern lediglich ein häufiges Schwangerschaftssymptom.
Mythos #7: „Reisen in der Schwangerschaft ist verboten“
Der Mythos: Ein weiterer verbreiteter Mythos ist, dass Schwangere nicht reisen sollten – insbesondere nicht über weite Strecken oder mit dem Flugzeug –, da dies das Baby gefährden könnte.
Die Fakten: In den meisten Fällen ist Reisen während der Schwangerschaft völlig unbedenklich, besonders im zweiten Trimester, wenn das Komplikationsrisiko am geringsten ist. Auch Flugreisen gelten für Schwangere in der Regel als sicher, sofern einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden: ausreichend trinken, sich regelmäßig bewegen, um Thrombosen vorzubeugen, und nach der 36. Schwangerschaftswoche auf Reisen verzichten. Bei bestimmten Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Schwangerschaftsdiabetes oder einer Vorgeschichte von Frühgeburten sollten Sie vor Reiseantritt mit Ihrem Arzt sprechen.
Fazit: Reisen ist während der Schwangerschaft meist sicher – sprechen Sie aber vor längeren Reisen oder bei gesundheitlichen Bedenken immer mit Ihrem Arzt.
Fakten statt Mythen – das zählt
Die Schwangerschaft ist eine aufregende und herausfordernde Zeit. Wer Mythen von Fakten unterscheiden kann, erspart sich unnötigen Stress und Verunsicherung. Mit wissenschaftlich fundierten Informationen und dem Rat von Fachleuten können Sie diese besondere Phase Ihres Lebens selbstbewusst meistern. Denken Sie daran: Was für eine Schwangerschaft gilt, muss nicht für die nächste stimmen. Finden Sie heraus, was für Sie und Ihr Baby am besten ist. Bleiben Sie informiert, vertrauen Sie Ihrem Körper und zögern Sie nicht, bei Fragen Ihren Arzt oder Ihre Ärztin anzusprechen.
